Somatisches Yoga für Ihr Nervensystem
Woraus besteht das Nervensystem?
Das Nervensystem besteht aus allen Nerven, die unseren Körper durchziehen, und lässt sich grob in das zentrale Nervensystem und das periphere Nervensystem unterteilen. Das erste System umfasst das Gehirn und das Rückenmark und sorgt dafür, dass wir über unsere Sinne Informationen über unseren Körper und unsere Umgebung erhalten. Diese werden dann verarbeitet und über die Nerven des peripheren Systems zu den Muskeln und Organen geleitet.
Das periphere Nervensystem kann dann in das autonome und das somatische Nervensystem unterteilt werden. Das autonome Nerv ensystem umfasst die Vorgänge, über die wir keine Kontrolle haben, wie z. B. die Verdauung der Nahrung oder den Herzschlag. Das somatische Nervensystem regelt die Vorgänge, die wir bewusst steuern können, wie z. B. das Schmecken (sensorische Nerven) oder das Aufheben von etwas (motorische Nerven).
Woran erkennt man ein überreiztes Nervensystem?
Ein überreiztes Nervensystem erkennt man an Symptomen wie Erregungszuständen, Schlaflosigkeit und Konzentrationsstörungen. Dies geschieht, wenn der sympathische Teil des autonomen Nervensystems zu aktiv wird. Dieser sorgt dafür, dass unser Körper bei drohender Gefahr automatisch in Aktion tritt: Der Herzschlag erhöht sich, die Atmung beschleunigt sich und die Pupillen weiten sich. Sobald die Gefahr vorüber ist, sorgt der Parasympathikus dafür, dass sich der Körper automatisch wieder entspannt. Bei einem überstimulierten Nervensystem agiert der Parasympathikus also nicht mehr (richtig), so dass sich der Körper in einem ständigen Zustand der Wachsamkeit befindet. Die Regulierung des Nervensystems ermöglicht es Ihnen in diesem Fall, Ihr Nervensystem wieder zur Ruhe zu bringen.
Wie kann man sein Nervensystem regulieren?
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, das Nervensystem zu regulieren und es wieder ins Gleichgewicht zu bringen, z. B. durch Yoga oder Atemübungen. Das Nervensystem ist ein uraltes System, das unseren Körper veranlasst, in gefährlichen oder stressigen Situationen in Aktion zu treten. Dies ist manchmal nützlich, um bessere Leistungen zu erbringen, aber wenn die Stresssituation zu lange andauert, kann sie zu einem überreizten Nervensystem führen. In diesem Fall gibt es verschiedene Methoden, um den Parasympathikus zu aktivieren und das Nervensystem zu beruhigen, darunter somatische Übungen.
Was sind somatische Übungen?
Somatische Übungen, auch somatisches Yoga oder somatisches Training genannt, sind sanfte Bewegungsübungen, die ein überlastetes Nervensystem wiederherstellen. Bei somatischen Übungen geht es um die Verbindung zwischen Körper und Geist, weshalb sie auch als Bewegung von innen heraus bezeichnet werden. Daher wird bei der Durchführung der Übungen sehr viel Wert auf die Empfindungen gelegt, die im Körper selbst ausgelöst werden, und nicht darauf, wie sie von außen aussehen. Damit sind die Übungen dem Yin Yoga sehr ähnlich.
Somatische Übungen sind nach dem somatischen Nervensystem benannt, das u.a. für die Bewegung der Muskeln verantwortlich ist. Ein somatisches Training zielt also darauf ab, das Nervensystem zu regulieren und die Kontrolle über die Muskeln wiederzuerlangen. Außerdem ist somatisches Yoga aufgrund der langsamen und einfachen Bewegungen für jedes Alter und jedes Niveau geeignet. Die drei nachstehenden somatischen Übungen können beispielsweise von fast jedem ausgeführt werden.
Konstruktive Ruhestellung
Hierbei handelt es sich um eine Abwandlung der Leichenstellung (Savasana), bei der Sie mit gebeugten Knien auf dem Rücken liegen und die Füße flach nebeneinander auf den Boden stellen. Die Haltung sorgt für Entspannung in den Muskeln und Gelenken, erfordert aber auch Aufmerksamkeit und Konzentration. Dadurch ermöglicht diese Haltung eine Erholung und man kann eventuelle Schmerzen und Unannehmlichkeiten im Körper beobachten.
Sitzende Katze-Kuh-Pose
Bei dieser Übung sitzt man im Schneidersitz, die Hände ruhen auf den Knien. Beim Einatmen ziehen Sie den Rücken ein und schauen schräg nach oben, um die Bauchmuskeln zu dehnen. Nach ein paar Zählzeiten rollen Sie beim Ausatmen wieder ab, indem Sie den Rücken Wirbel für Wirbel aufrichten, nach unten schauen und die Arme strecken, so dass Sie sozusagen darin "hängen". Das erzeugt eine schöne Dehnung in Rücken, Bauch, Brust, Hüfte, Nacken und Wirbelsäule.
Seitliche Schulterdehnung nach hinten
Bei dieser somatischen Übung handelt es sich um eine Drehung, bei der Sie sich auf die Seite legen, die Knie auf Hüfthöhe anheben und die Arme mit zusammengelegten Handflächen vor sich ausbreiten. Mit einer Einatmung heben Sie den oberen Arm und bewegen ihn langsam und gerade in einem Halbbogen über den Körper und lassen ihn auf der anderen Seite wieder auf dem Boden ruhen. Der Unterarm und die Beine bleiben in der gleichen Position. Beim Ausatmen führen Sie den Arm auf die gleiche Weise wieder nach vorne.
Wie können Sie Ihr Nervensystem mit somatischen Übungen regulieren?
Wenn Sie Beschwerden aufgrund eines überlasteten Nervensystems haben, können Sie somatische Übungen zur Regulierung des Nervensystems einsetzen, indem Sie eine Verbindung zwischen Muskeln und Gehirn herstellen. Die langsamen Bewegungen und verschiedenen Körperhaltungen zielen darauf ab, das Nervensystem zu aktivieren und dem Körper zu signalisieren, dass er sozusagen in Sicherheit ist. Dadurch werden die sensorischen und motorischen Funktionen des somatischen Nervensystems wiederhergestellt und die Muskeln entspannt. Dies führt dazu, dass der Körper Spannungen abbaut, wodurch Schmerzen und Stresssymptome reduziert und manchmal sogar im Körper gespeicherte Traumata verarbeitet werden können.
Neben somatischen Übungen ist die Stimulation des Vagusnervs auch eine Möglichkeit, das Nervensystem zu regulieren und Körper und Geist wieder zu beruhigen. Das ist besonders schön bei akutem Stress, zum Beispiel kurz vor einem spannenden Vortrag.