Erkennen und Verarbeiten von Traumata
Was ist ein Trauma?
Ein Trauma ist eine Reaktion des Körpers, bei der das Gehirn ein unangenehmes Ereignis nicht richtig verarbeiten kann, weil es zu schmerzhaft oder schockierend ist. Oft handelt es sich um eine Situation, die große Angst oder Trauer hervorruft, wie der Tod eines geliebten Menschen, ein Unfall oder die Konfrontation mit Gewalt. Es kann sich aber auch um weniger extreme Ereignisse handeln, die aber sehr einschneidend waren, wie z. B. eine gemeine Bemerkung, die du als Kind zu hören bekommen hast. Da das Ereignis keinen Platz findet, speichert sich das Trauma im Körper ab und es können psychische und manchmal auch körperliche Symptome auftreten.
Wie wird ein Trauma in deinem Körper gespeichert?
Ein Trauma wird im Körper gespeichert, da das Gehirn bei einem Gewaltereignis bestimmt, wie der Körper auf diese "Gefahr" reagieren soll. Dies geschieht durch den unbewussten Teil des Gehirns, der das sympathische Nervensystem anspricht und entscheidet, ob man kämpfen, fliehen oder erstarren soll. Der bewusste Teil des Gehirns entscheidet dann, ob diese Reaktion gerechtfertigt ist oder ob der parasympathische Teil des Nervensystems zur Beruhigung einspringen darf.
Wenn ein Ereignis so starke Emotionen auslöst, dass es tatsächlich zu einer Kampf-, Flucht- oder Erstarrungsreaktion kommt, merkt sich das Gehirn dies. Es entsteht ein Netzwerk, das sich den Kontext der Situation merkt, so dass dein Gehirn bei künftigen ähnlichen Ereignissen schnell weiß, wie es reagieren muss.
Wenn du dich dann in einer ähnlichen Situation wiederfindest oder (unbewusst) daran erinnert wirst, reagiert dein Körper genauso, auch wenn in der aktuellen Situation vielleicht gar keine Gefahr besteht. Zum Beispiel kann ein bestimmter Geruch dich triggern und sehr traurig machen oder du reagierst übermäßig erschrocken auf ein Geräusch, weil dein Gehirn dies mit dem traumatischen Ereignis verknüpft hat.
Wie wirkt sich ein Trauma auf den Körper aus?
Wie sich ein Trauma auf den Körper auswirkt, ist natürlich von Mensch zu Mensch verschieden, aber oft äußert es sich in einer heftigen Reaktion auf etwas, ohne dass tatsächlich eine "Gefahr" besteht. Denke an Konzentrationsprobleme, erhöhte Herzfrequenz, Weinkrämpfe, Zittern, Wut, Angst, Stress oder Vermeidungsverhalten. Ein Trauma muss jedoch nicht immer eine unmittelbare Reaktion auf eine Situation sein, sondern kann sich beispielsweise auch in folgenden Formen äußern
- Flashbacks
- Schlaflosigkeit und Albträume
- Bindungsprobleme
- Geringes Selbstwertgefühl
- Gereiztheit
- Impulsives Verhalten
- Stress-Symptome
- Soziale Isolation
- Stimmungsschwankungen
- Suchtverhalten
Welche Arten von Traumata gibt es?
Es gibt drei Arten von Traumata: das einfache, das multiple und das komplexe Trauma. Bei der ersten Art hast du ein unangenehmes Ereignis erlebt, das zu traumatischen Symptomen geführt hat. Denke an einen Unfall oder einen gewalttätigen Streit. Bei einem multiplen Trauma handelt es sich um mehrere getrennte traumatische Erlebnisse, z. B. einen gewalttätigen Vorfall und den Tod eines geliebten Menschen. Bei einem komplexen Trauma handelt es sich um ein traumatisches Ereignis, das über einen längeren Zeitraum andauerte und oft in der Kindheit begann, z. B. Missbrauch oder Mobbing.
Woher weißt du, ob du ein unverarbeitetes Trauma hast?
Wenn du übermäßig intensiv auf etwas reagierst oder unerklärliche Symptome hast, leidest du möglicherweise an einem unverarbeiteten Trauma. Das liegt daran, dass ein Ereignis manchmal so intensiv sein kann, dass du es verdrängt hast, so dass du dich nicht daran erinnern kannst. Umgekehrt kann es auch vorkommen, dass eine Situation nicht so gravierend zu sein scheint, aber dennoch einen großen Einfluss auf dich hatte.
Schließlich muss ein Trauma nicht immer etwas sehr Großes sein. Zum Beispiel kann eine gut gemeinte Bemerkung eines Kollegen dich plötzlich mit Emotionen und einem übermäßigen Gefühl von Ärger überfluten, obwohl es eigentlich keinen Grund dafür gibt. In einem solchen Fall kann es sein, dass ein unverarbeitetes Trauma aus deiner Kindheit ausgelöst wurde. Jeder Mensch trägt also mehr oder weniger stark ein Stück unverarbeitetes Trauma mit sich herum.
Wie kannst du selbst ein Trauma verarbeiten?
Bei schweren Symptomen ist es natürlich immer besser, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, aber es gibt einige Dinge, die du selbst tun kannst, um ein Trauma zu verarbeiten. Dazu gehört, dass du über deine Gefühle sprechen oder schreiben kannst und einen gesunden Lebensstil mit Struktur, guter Erholung und gesunder Ernährung pflegen kannst.
Es gibt auch verschiedene Übungen, mit denen du deine Gefühle loslassen kannst, um sie zu verarbeiten. Es gibt auch verschiedene Möglichkeiten, Geist und Körper schnell zu beruhigen, wenn du von intensiven Gefühlen überwältigt wirst.
Schüttel dich
Wenn Tiere aus einer bedrohlichen Situation herauskommen, schütteln sie buchstäblich die Spannung ab, um ihr Nervensystem zu beruhigen. Wenn du dich also sehr ängstlich fühlst oder unter großem Stress stehst, kann das Schütteln deines Körpers helfen. Dadurch werden Spannungen und Stress sowie aufgestaute Emotionen abgebaut.
Nervöse Vagus-Stimulation
Der Vagusnerv ist ein wichtiger Hirnnerv, der das parasympathische Nervensystem in Gang setzt. Mit anderen Worten, der Teil des Nervensystems, der den Körper in einen Zustand der Entspannung und aus dem Kampf-oder-Flucht-Modus bringt. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, den Vagusnerv zu stimulieren, damit sich der Körper wieder entspannt.
Trauma-Yoga
Es gibt verschiedene Formen von Yoga, die helfen, Traumata zu lösen und zu verarbeiten. Denke zum Beispiel an sanfte Yogaformen wie Restorative Yoga oder Yin Yoga, bei denen du oft längere Zeit in einer bestimmten Pose sitzt oder liegst. Dies wirkt bis in die tieferen Gewebe und beseitigt Ungleichgewichte in den Meridianen, wodurch ein tiefer Zustand der Entspannung entsteht.
Atemarbeit
Es gibt verschiedene Atemtechniken, mit denen du in die tieferen Schichten deines Bewusstseins vordringen kannst. Das sorgt dafür, dass im Körper festsitzende Emotionen freigesetzt werden, um sie zu spüren und zu verarbeiten. Da dies intensive Gefühle freisetzen kann, ist es ratsam, eine Atemsitzung bei Trauma immer unter Aufsicht durchzuführen.
Meditation
Auch Meditation kann zur Traumaverarbeitung beitragen. Es gibt zum Beispiel geführte Meditationen oder Visualisierungsmeditationen, die sich speziell darauf konzentrieren und dir helfen, bestimmte Gefühle loszulassen. Aber auch bei unangenehmen Gefühlen wie Angst oder Stress kann zum Beispiel eine Body-Scan-Meditation helfen, wieder in den Moment zu kommen und sich zu entspannen.
Die oben genannten Übungen können bei der Verarbeitung von Traumata helfen und Erleichterung verschaffen, aber bei schweren Traumata ist es ratsam, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.