Alles über Qi und wie man es im Fluss hält
Was ist Qi?
Während in der westlichen Medizin der Schwerpunkt auf der Behandlung und Lösung des eigentlichen Leidens liegt, konzentriert sich die traditionelle chinesische Medizin auf das Qi, ausgesprochen "chie". Qi ist das, was das Leben durch alles fließen lässt, aber mit dem Auge nicht wahrnehmbar ist. Es wird daher oft mit Lebenskraft oder (Vital-)Energie übersetzt. Man könnte es mit der Energie vergleichen, die durch eine Schnur fließt, um eine Lampe anzuzünden - man kann die Energie nicht wahrnehmen, aber man weiß, dass sie da ist. In ähnlicher Weise fließt Qi durch die Luft und durch alles, was lebt, auch durch Sie. Diese Lebensenergie fließt über die verschiedenen Meridiane durch Ihren Körper und steuert alle Organe.
Die drei Schätze (san bao)
Die traditionelle chinesische Medizin spricht auch von den "drei Schätzen": Jing, Qi und Shen. Dabei handelt es sich um drei primäre Energien, die als Hauptbestandteile des menschlichen Wesens gelten. Dabei steht Jing für den Körper, Shen für den Geist und Qi ist das Bindeglied zwischen diesen beiden. Bei der Geburt erhält der Mensch einen lebenslangen Vorrat an "Grundenergie" (pränatales Jing), den er durch "erworbene Energie" (postnatales Jing) aus der Nahrung und durch Sauerstoff wieder auffüllen kann. Diese Auffüllung ist wichtig, denn sie ermöglicht es Ihnen, Ihren Vorrat an pränatalem Jing so lange wie möglich zu nutzen und so weniger schnell zu altern. Überschüssige Jing-Energie kann dann in Qi umgewandelt werden und sich schließlich in Shen verwandeln - die feinste Form des Qi.
Welche Arten von Qi gibt es?
Das Qi entsteht also aus der Jing-Energie und wandelt sich im Körper in verschiedene Qi-Arten um, nämlich: Yuan Qi, Gu Qi, Zong Qi, Zhen Qi, Ying Qi, Wei Qi, Zhong Qi und Zheng Qi.
Yuan Qi (vorgeburtliches Qi)
Wie die Jing-Energie erhält man auch einen festen Vorrat an Yuan Qi bereits bei der Geburt. Diese Form liegt in den Nieren und wird von dort aus im ganzen Körper verteilt. Es gilt als Grundlage der Vitalität und aller Yin- und Yang-Energien im Körper.
Gu Qi (Nahrungs-Qi)
Die Nahrung gelangt über den Magen in die Milz, wo sie sich in Gu Qi verwandelt. Diese Energie wird dann zum Herzen und zur Lunge geleitet und mit der Luft zu Zong Qi verbunden. Außerdem wird es (zusammen mit Yuan- und Nieren-Qi) zur Bildung von Blut benötigt.
Zong Qi (gesammeltes Qi)
Diese Art unterstützt Herz, Lunge, Blutkreislauf und Stimme. Ein geschwächtes Zong Qi macht sich in der Regel in der Sprache und der Stärke der Stimme bemerkbar und gibt kalte oder schwache Hände. Blockaden im Zong Qi werden oft durch emotionale Probleme verursacht.
Zhen Qi (wahres Qi)
Mit Hilfe des Yuan Qi wandelt sich das Zong Qi schließlich in Zhen Qi um. Diese Form wird auch als "normales oder wahres Qi" bezeichnet und ist die Energie, die durch alle Kanäle des Körpers zirkuliert und die Organe nährt. Zhen Qi kann in zwei Formen unterteilt werden: Ying und Wei Qi.
Ying Qi (nährendes Qi).
Diese Form ist also Teil des Zhen Qi und fließt mit dem Blut durch die Gefäße und Kanäle, um die inneren Organe des Körpers zu nähren. Dies ist die Energie, die während einer Akupunkturbehandlung aktiviert wird.
Wei Qi (defensives Qi)
Das Wei Qi konzentriert sich mehr auf den Schutz des Körpers vor äußeren Faktoren und wird daher auch als "defensives Qi" bezeichnet. Es zirkuliert in den äußeren Schichten unseres Körpers und nährt die Haut und die Muskeln, reguliert aber auch das Öffnen und Schließen der Poren.
Was ist Qi-Mangel?
Wenn eine Blockade auftritt, die das Qi daran hindert, richtig zu fließen, spricht man von Qi-Mangel. In diesem Fall funktionieren bestimmte Organe oder manchmal auch der ganze Körper nicht mehr so gut und es treten körperliche und manchmal auch seelische Beschwerden auf. Qi-Mangel lässt sich oft auch an einer blassen, hellrosa oder violetten Farbe der Zunge ablesen.
Was ist bei Qi-Stagnation zu tun?
Bei einer Qi-Stagnation oder einem Qi-Mangel behandelt die traditionelle chinesische Medizin nicht den Körperteil selbst, sondern das ihn umgebende Qi, um die Blockade zu beseitigen. Dadurch wird die Energie wieder zum Fließen gebracht und die Beschwerden sollten von selbst verschwinden. Es gibt verschiedene Methoden, um dies zu erreichen.
Qigong-Übungen
Qigong ist ein Teil der chinesischen Bewegungslehre und zielt darauf ab, das Qi durch Bewegung wieder zum Fließen zu bringen. Qigong-Übungen sind langsam und zielen oft auf bestimmte Muskelgruppen oder Organe ab, weshalb es auch als eine Form des Yoga angesehen wird.
Tai Chi
Auch beim Tai Chi liegt der Schwerpunkt auf der Beseitigung von Blockaden in den Meridianen durch Bewegung. Tai Chi hat sich aus dem Qigong entwickelt und ist diesem sehr ähnlich, ist aber weniger alt und hat Verteidigungskünste als Hintergrund. Dadurch ist Tai Chi stärker nach außen gerichtet als Qigong und schwieriger zu beherrschen.
Qi-Ernährung
Ein Weg, Qi zu erhalten, ist die Nahrung. Falsche Ernährung kann daher eine Hauptursache für Qi-Mangel sein. Nach der chinesischen Ernährungslehre ist es daher wichtig, auf die Art der Nahrung zu achten und sich vor zu viel, zu kaltem oder zu süßem Essen zu hüten.
Akupunktur
Die wohl bekannteste Methode zur Wiederherstellung des Qi-Flusses ist die Akupunktur. Dabei werden winzige Nadeln auf oder entlang eines Meridians gesetzt, um Blockaden zu beseitigen und die Energie wieder ins Gleichgewicht zu bringen.
Akupressur
Eine weitere Möglichkeit, Qi-Blockaden zu beseitigen, ist die Anwendung von Druck auf bestimmte Punkte des Körpers. Dies kann durch eine Druckpunktmassage, durch das Liegen auf einer speziellen Akupressurmatte oder durch bestimmte Yogaformen wie Yin Yoga geschehen.
Natürlich ist es immer ratsam, bei Beschwerden einen Arzt aufzusuchen, aber es kann nicht schaden, dafür zu sorgen, dass das Qi immer richtig fließt, um Qi-Mangel vorzubeugen.